- Die Euzestoden (echte Bandwürmer) leben im Darm von Wirbeltieren als Endwirten (EWen) und pflanzen sich gleichzeitig geschlechtlich und vegetativ fort. Als Adulte sind sie hochgradig wirtsspezifisch. Der Skolex trägt Haftorgane (lange Gruben: Bothrien, blattförmige Strukturen: Bothridien, Saugnäpfe: Azetabula) und endet in einer Keimzone, welche durch Knospung von Proglottiden die Strobila bildet. Sie nimmt mit ihrer Körperdecke, das syncytiale Tegument die Nahrung auf. Die zwitterigen Proglottiden zeigen Proterandrie und sind im graviden Zustand mit Eiern angefüllt.
- Die hexacanthe erste Larve, bei aquatischen Zwischenwirten (ZWen) das Korazidium, bei terrestrischen die Onkosphaera, entwickelt sich in Arthropoden oder Wirbeltieren zu einem Wartestadium, der Zweitlarve ("Metazestode oder -zestoid"). Diese erreicht entweder direkt oder über einen zweiten ZW wieder den EW.
- Die Zweitlarve ist primär azystisch, langoval mit Saugfurchen (Prozerkoid) oder Saugnäpfen (Zerkoskolex) und einem Zercomer mit den 3 Hakenpaaren der Oncosphaera. Weitere Formen sind zystisch mit Saugnäpfen, die evaginiert, aber eingezogen (Zystizerkoid), oder invaginiert (Zystizerkus) sein können. Beide Typen besitzen ein Zercomer. Sind sie azystisch ohne Zercomer, der Körper solide mit Saugfurchen, bezeichnet man sie als Plerozerkoid, sind die Saugnäpfe im Gewebe angelegt, als Plerozerkus, sind sie voll entwickelt und invaginiert mit kurzer Strobila als Strobilozerkus (Abb. 2.75).
- Bei vegetativer Vermehrung der Zweitlarven entstehen aus Zystizerki weitere, komplexe Larvengebilde. Tetrathyridium: Azystisch mit 4 invaginierten Saugnäpfen und mit vegetativer Längsteilung des Skolex. Coenurus: Zystizerkus mit zahlreichen invaginierten Skolizes. Hydatide: Zystizerkus mit innerer und äusserer Knospung sekundärer Keimblasen, darin sich abgliedernde invaginierte freie Skolizes. Polyzerkus: desgleichen mit evaginierten freien Skolizes (Abb. 2.75).
- Durch das unbegrenzte, wenn auch langsame Wachstum dieser Zweitlarven sind sie für die Zwischenwirte pathogen, beeinträchtigen deren Fitness, konditionieren sie als Beute für Fressfeinde.
- Pseudophyllidea: Skolex langoval, mit zwei flachen, spaltförmigem Bothrien. Männliche und weibliche Geschlechtsöffnung getrennt, lateral oder median ventral gelegen; Dotterstöcke (Vittelaria) gut entwickelt; Ei in dünner Sklerotinkapsel, entwickelt sich zum Korazidium, das im Wasser schlüpft. ZWe Niedere Krebse, Süßwasser-Teleostier. EWe fischfressende Säuger, Vögel und Fische, ausgenommen Elasmobranchier.
- Fischfinnenbandwurm (Diphyllobothrium latum). EWe Mensch und piscivore Säuger. 1.ZWe Kopepoden des Süßwassers (Cyclops spec., Diaptomus spec.) 2. ZWe Fische (Cyprinidae), Prozerkoid. Gelegentlich 3. paratenische ZWe Raubfische, Plerozerkoid. Ein Prozerkoid wird im Menschen zum Sparganum.
- Cyclophyllidea: Rundlicher Skolex mit 4 Saugnäpfen (Azetabula), Rostellum meistens mit Hakenkranz. Beide Geschlechtsöffnungen vereint, meistens lateral, Strobila mit Proterandrie. ZWe terrestrisch oder aquatisch. Eier embryoniert, gewöhnlich kein freilebendes aquatisches Stadium. Eitypen: Dipylidium-Typ bei Proglottis mit winzigem Vitellarium: Ei mit dünner Kapsel, diese wird im Darm von Insekten bzw. Milben aufgelöst. Taenia-Typ bei Proglottis mit kleinem Vitellarium: Ei mit dicker, mehrschichtiger Embryophore, die im EW schrittweise aufgelöst wird. Stilesia-Typ bei Proglottis ohne Vitellarium: Eier werden portionsweise in paruterinem Organ zu eingekapselten Eiballen vereinigt und ausgestoßen.
- Hymenolepis diminuta. EW Ratten und andere Nager, Mensch. Rostellum ohne Haken. ZWe Insektenlarven (fressen die Eier) bzw. ihre Imagines (übertragen Zystizerkoid): Flöhe, Tenebrio spec. und Tribolium spec. In Laboratorien weltweit gehalten, im Darm der Ratten komplexes Wanderungsverhalten während der Entwicklung und tagesperiodisch im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme.
- Zwergbandwurm (Hymenolepis nana). EW Mensch und Nagetiere. Rostellum mit Hakenkranz. Hakenlarve kann sich entweder in einem Insekt als ZW oder in den Mikrovilli der Darmzellen des EWs zum Zystizerkoid entwickeln; die Spezies ist damit fakultativ monoxen.
- Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum). EW Hund, Katze, Fuchs, gelegentlich Kinder; Skolex mir 3-4 Hakenkränzen, 4 ovale Saugnäpfe; Geschlechtsorgane doppelt in ellipsoider Proglottis. ZWe Flöhe von Hund, Katze und Mensch; Larven fressen Eier, Zystizerkoid wird mit der Imago von EWen aufgenommen.
- Rinderfinnenbandwurm (Taenia saginata). EW Mensch; Skolex ohne Haken, Vagina mit Spinkter, gravide Proglottis mit 14-32 lateralen Uterusästen; gravide Proglottiden emigrieren einzeln spontan, pressen Eier aus. ZW Rind, Rentier; Zystizerkus.
- Schweinefinnenbandwurm (Taenia solium). EW Mensch; Skolex mit Hakenkranz, gravide Proglottis mit 7-11 lateralen Uterusästen; Vagina ohne Sphinkter; gravide Proglottiden werden passiv in Gruppen ausgeschieden. ZWe Schwein, Wildschwein; Zystizerkus. Selbstinfestation mit Eiern verursacht beim Menschen Zystizerkose.
- Quesenbandwurm (Taenia syn. Multiceps multiceps). EW Hund ,Fuchs und andere Karnivoren; kosmopolitisch verbreitet; Skolex mit doppeltem Hakenkranz. ZWe Ungulaten, besonders Schafe, Coenurus im Gehirn und Rückenmark verursacht Drehkrankheit, eine Störung der Fortbewegung.
- Echinococcus granulosus. EW Hund und andere Kaniden, Fleckenhyäne; Präpatenz 1-3 Monate. Skolex mit Hakenkranz, fest verankert in den Lieberkühnschen Krypten der Mukosa des Darmes; Strobila 2-11 mm, drei Proglottiden, davon eine gravid mit ca 500 Eiern; lebt 3-4 Monate, besiedelt den Darm des EWs in Massen. ZWe Huftiere; die Hydatide verursacht zystische Echinococcose auch beim Menschen. Weitere Arten sind: E. equinus EW Hund, ZW Pferd. E. ortleppi EW Hund, ZW Rind. E. vogeli EW wilde Kaniden auch Mensch; E. oligarthrus EW wilde Feliden, auch Mensch; ZWe unbekannt.
- Echinococcus multilocularis. EW Kaniden, Rot- und Polarfuchs, Präpatenz 5-7 Wochen, Strobila 5 Glieder, 1-4 mm lang. ZWe Nagetiere Microtus spec. , Arvicola spec., Bisam Ondrata zibethica. Hydatide multizystisch, mit innerer Keimschicht und äusserem Syncytium mit Mikrotrichen; erste Protoskolizes nach 6 Wochen, verursacht alveolare (vielblasige) Echinococcosis auch beim Menschen. Füchse tragen die Eier in urbane Bereiche.
- Mesocestoides lineatus EW Hund, Fuchs, Dachs , Marder u.a. Karnivore. Skolex keulenförmig, Proglottiden mit paruterinem Organ. ZW unbekannt. Mesocestoides vogae syn. M. corti : Tetrathyridium spaltet sich längs und bildet neue Strobilae. Weitere Skolizes durch Schulterknospung. Nur als Labortier bekannt.
- Anoplocephalidae: Moniezia spec., Stilesia spec., Avitellina spec., Thysaniezia spec., EWe sind herbivor, Paarhufer, Zerviden, Antilopen. Proglottiden mit paruterinem Organ, das eingekapselte Eiballen bildet; die Eier enthalten, jedes in einem piriformen Apparat. Von Hornmilben (Oribatidae) als ZWen gefressen, wird er verdaut und das Ei entwickelt sich im Hämozöl zum Zystizerkoid. Die Hormilben kontaminieren die Weiden.
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