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2.10 Leber- , Darm- und Lungenegel

- Die in den Körperhöhlen von Warmblütern lebenden zwitterigen Egel entwickeln sich über zwei Zwischenwirte (ZWe). Von denen ist der erste eine Schnecke, alle weiteren sind weniger spezifisch: Fische, Süßwasserkrabben, Insekten oder Pflanzen. Die letzteren müssen von den Endwirten (EWen) verzehrt werden. In der Schnecke wird das Mirazidium zur Sporozyste, die Redien und Zerkarien erzeugt. Die ersten ZWe dienen der Vermehrung des Parasiten, die zweiten ZWe wirken als Sammelwirte, an die sich die Zerkarien anheften (Pflanzen) oder in die sie eindringen, als Metazerkarien enzystieren und über Jahre in Diapause überleben können.

- Der Große Leberegel (Fasciola hepatica) lebt in den Gallengängen von Rind und Schaf. Im ersten Zwischenwirt, der limnischen Spitzschlammschnecke Lymnaea truncatula, entstehen aus der Sporozyste zuerst Redien mit einem Pharynx und Darm, Protonephridien und einer Geburtsöffnung. Sie erzeugen Zerkarien, die sich an Gräsern anheften und als Metazerkarien enzystieren. Sie bleiben auch getrocknet 6 Monate infestationstüchtig. Von EWen aufgenommen penetrieren sie die Darmwand und erreichen die Leber durch Bauchhöhle, Zwerchfell und Brusthöhle. Dort dringen sie durch die bindegewebige Kapsel ins Parenchym und die Gallengänge vor. Die Präpatenz dauert 7-8 Wochen; ein einzelner Egel stößt pro Tag bis zu 20000 Eier aus. Bei hoher Wurmlast infolge Crowding nur bis zu einem Viertel dessen. Auf Sizilien kommt die Fasziolasis auch als Anthropozoonose, in Bolivien als Anthroponose vor.

- Der Kleine Leberegel oder Lanzettegel (Dicrocoelium dendriticum) des Schafes kommt auf Trockenweiden vor. Erste Zwischenwirte sind xerophile Lungenschnecken (Helicella spec. Zebrina spec., Cochlicopa spec.), welche die Eier mit Detritus aufnehmen. In ihrem Darm schlüpft das Mirazidium. Die Xiphidiocercarien werden durch die Atemöffnung mit Schleimballen ausgestoßen, der von Ameisen (Formica spec.) gefressen wird. Mit Hilfe ihres Stachels durchbohren sie deren Darmwand und eine, selten zwei von ihnen wandern ins Unterschlundganglion („Hirnwurm“) und rufen einen Beißkrampf der Mandibeln hervor, sodass die Ameisen mit der Futterpflanze von Schafen aufgenommen werden. Die übrigen Zerkarien enzystierten im Hämozöl zu Metazerkarien, welche nach einem Monat infestationstüchtig sind. Sie werden im Darm des EW frei und wandern über den Ductus choledochus in die Gallengänge der Leber. Die Präpatenz dauert etwa 10 Wochen.

- Der Chinesische Leberegel (Clonorchis syn. Opisthorchis sinensis) entwickelt sich in limnischen, prosobranchen Schnecken (Parafossalurus syn. Bithynia spec.) als ersten und in karpfenartigen Fischen (Cypriniden) als zweiten Zwischenwirten. Die Zerkarien enzystieren sich unter deren Schuppen sie sich in der Haut oder den Muskeln. Neben dem Menschen sind wildlebende Karnivoren, Schweine, Ratten, Hunde und Katzen natürliche Endwirte. Nach dem Exzystieren im Duodenum erreichen die Metazerkarien die Gallengänge durch den Ductus choledochus. Präpatenz 2-4 Wochen. Die Egel leben im Meschen bis zu 10 Jahre und verursachen Ikterus, Sekundärinfektionen und Karzinome.

- Der Lungenegel (Paragonimus westermani) hat neben dem Menschen als natürliche Endwirte Feliden, Kaninchen, Mangusten, Ratten, seltener Schweine, sowie Hunde, Hauskatzen und andere Pelztiere. Erste ZWe sind prosobranchiate Wasserschnecken (Melania spec., Semisulcospira spec., Oncomelania spec.), zweite ZWe dekapode Krebse (Astacus spec., Potamon spec.), in deren Muskulatur und Kiemen sie sich enzystieren. Im EW Mensch wandern sie nach Penetration des Dünndarmes durch die Körperhöhlen und erreichen nach wenigen Tagen die Lungen. Dort nisten sich jeweils zwei bis drei Egel in einer bindegewebigen Zyste ein und überleben viele Jahre. Die Eier werden nach 6 Wochen Präpatenz in die Bronchioli freigesetzt und ausgehustet oder abgeschluckt. Ein Presssaft aus rohem Muskelfleisch der Krebse gilt in Ostasien als Volksmedizin gegen Fieber und Durchfall.

- Der Große Darmegel (Fasciolopsis buski) lebt angeheftet im Dünndarm vom Menschen und Schweinen. Erste Zwischenwirte sind limnische Lungenschnecken der Familie Planorbidae (Polypylis spec., Helicorbis spec.). Die Metazerkarien enzystieren sich auf eingetauchten Teilen von Süßwasserpflanzen (Trapa natans Wassernuss, Eleocharis tuberosa Wasserkastanie). Beim Abschälen der Früchte mit den Zähnen infestiert man sich. Die Präpatenz beträgt 1 Monat.

- Die Körperdecke (Tegument) der adulten Trematoden und Zestoden ist mesodermalen Ursprungs, weshalb man sie als Neodermata zusammenfasst. Sie besteht aus einem Synzytium, dessen Kerne sackartig in das darunter liegende parenchymartige Körpergewebe versenkt sind. Nur bei den freilebenden Turbellarien wird es bei gleichem Bau von einzelnen Zellen gebildet. Das System des Teguments wird apikal (extern) und basal von einer typischen trilaminaten Plasmamembran begrenzt. Seine Matrix enthält Mitochondrien, Ribosomen, endoplasmatisches Retikulum, Golgi-Komplexe, verschiedene sekretorische Komplexe und Sinnesorgane. Neben seiner Schutzfunktion absorbiert es Nahrungsstoffe, synthetisiert und sekretiert verschiedene Materialien (z.B. während der Wanderung durch die Gewebe der Wirte), scheidet Endprodukte des Stoffwechsels aus und wirkt osmoregulatorisch.

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